Kampf der Köche, VOX.

30Mär10

Pfiffig, das neue Format.

Zwei Köche mit fundierter Ausbildung und Erfahrung kochen direkt gegeneinander in täglich wechselnden Restaurants. Jeder kauft ein für ein 3-Gang-Menü und kalkuliert selbst. Die Gäste wählen und können bis zu 3 € abziehen oder zuzahlen, je nach Gusto. Sieger ist der Kandidat mit dem höchsten Gewinn, sprich Umsatz minus Einkauf.

Ziemlich realistisch wird hier einmal gezeigt, welches Risiko der Gastronom bei seiner Küchenplanung eingeht, dass ein höherer Warenwert (Rinderfilet) durchaus einen höheren Tellerpreis erfordert als ein Schnitzel (aus Schweinenacken).

Realistisch wird gezeigt, wie sich der gemeine Gast täuschen lässt, indem ihm statt Hähnchenfleisch die billigere Pute untergeschoben wird.

Recht geschieht ihm aber, denn ein 300-Gramm Rinderfilet mit selbstgemachten Spätzle bei 21 € als zu teuer zu bezeichnen und noch 3 € abzuziehen, zeugt von Dummheit und Geiz.

Man sieht, an den Köchen liegt es nicht, der Gast hat noch viel zu lernen.

Nachtrag: Habe Geist in Geiz geändert.



14 Responses to “Kampf der Köche, VOX.”

  1. Und Dein letzter Satz ist genau der Grund, warum so viele Restaurants pleite gehen (und ganz ehrlich ? Sicher AUCH ein Grund des nicht-funktionierens Deines Restaurants). Es wird einfach unbeirrbar am Gast vorbei gekocht. Weil der Gastronom denkt: Meine Kunden müssen halt lernen, was gut schmeckt und was preiswert bedeutet. Wenn man 10 Jahre Zeit zum durchhalten und den entsprechenden finanziellen Rückhalt ODER einen großen Namen hat: vielleicht. Ansonsten heisst es aber: Kompromisse machen.

    Ich habe im Februar eine französisch inspirierte Karte angeboten, das war VIEL zu früh. Im April biete ich eine neue Karte mit Standards, die sich in den letzten 6 Monatsmenüs bewährt haben und vor denen die Leute keine Angst haben. Zusätzlich wird es 6 saisonale Monatsgerichte geben, bei der sich der Chefkoch ein wenig austoben darf. Aber das der Bauer nicht frisst was er nicht kennt, wird immer so bleiben und das zu ignorieren ist nach meiner Meinung ein fataler Fehler. Denn die meisten Kunden sind kulinarische Bauern. Ein umdenken und erlernen von Genüssen kann nur stattfinden, wenn man das Vertrauen des Gastes gewinnt. Und das funktioniert sicher nicht mit Ignoranz oder Überheblichkeit.

  2. Das ist zwar etwas übertrieben, aber im Prinzip richtig.
    Nur hat der Gastronom gewisse Vorstellungen von seinem Umfeld, in dem er schliesslich einen grossen Teil seiner Zeit verbringt, gewisse Prinzipien und noch etwas Restehre.

    Wenn es nur um das schnöde Geldverdienen ginge, müsste man einen Fastfood-Tempel oder eine Pilsstube mit Raucherlaubnis betreiben.

  3. 3 mipi

    Ist nicht der Kunde (=Gast) König?

    • Ja, das ist er.
      Aber man darf sich doch angesichts von Unwissen und mehr auf Form („Hauptsache XXL“) als auf Inhalt gerichtetem Essverhalten sich eben darüber lustig machen.
      Das zumindest muss erlaubt sein, wenn man den Massen schon ihr SchniPoSa servieren muss.

      • So lange der Kunden König, aber der Gastronom der Kaiser ist, so lange darf man sich nicht wundern, wenn diese Dienstleistung nicht angenommen wird.

        Ich mag ja den Spruch „Der Kunde zahlt mein Gehalt“. Denn er beinhaltet, dass ich dem Kunden zu Diensten bin, nicht der Kunde meinem Wunsch nach Selbstverwirklichung zu Diensten ist. Und er zahlt dafür, dass ich ihn zufrieden stelle, nicht er mich.

        Und: Es gibt noch etwas zwischen „Ich mach nur so, wie ich will und wer es nicht essen will hat eh keine Ahnung“ und „Schnitzel, Pommes, aber XXL“.

      • Oh, von mir bekommt der Gast mittlerweile, was er fordert, zumindest in einem von mir vertretbaren Rahmen.

        Aber mokieren darf ich mich, bitte schön.

        Ich kenne da Seiten, die nur aus Kundenzitaten aus der Werbebranche bestehen.
        Sehr lustig, übrigens.
        Ach ja: *E*, hehe.

      • Wenn ich Hunger habe, esse ich zu Hause. Wenn ich essen gehe, will ich genießen, was ich selber nicht hin bekomme. Oder Neues entdecken. Ein guter Gastronom ist für mich ein kulturell Schaffender, dein Künstler. Ich schaue mir auch Kunst an, wenn sie mir nicht zusagt und kritisiere auch, wenn ich glaube, da sei was falsch. Und natürlich höre ich meist nur die Musik, die mich anmacht. Aber ich würde doch nicht Stoppok vorschreiben, wie Blues klingt. In diesem Sinne ist mir ein kantiger Koch allemal lieber als ein Schleimer, der es ausschließlich auf meine Kohle abgesehen hat. Auch klar: von mir alleine können die nicht überleben. Ich sehe das Dilemma.

      • Es gibt ja genug Läden, wo das funktioniert. Wo die Gäste interaktiv das Niveau bestimmen. Zuallererst schafft sich ja der Gastronom sein Umfeld, indem er nach seinen Neigungen anbietet. Wird das Angebot akzeptiert, gut; wenn nicht, muss er es anpassen.
        Bis zum Verbiegen. Ich hätte vor fünf Jahren auch nicht gedacht, dass ich mal Pommes Frites servieren würde. Aber was soll’s.

      • Zuallererst sollte man schauen, ob das, was man vorhat, überhaupt dort, wo man sein möchte, Potential hat… Ist ein Markt da oder nicht? Ist Interesse da? Wenn das alles gegeben ist, kann ich mir das Umfeld schaffen.

        Wer andersherum anfängt, hat von Anfang an am Kunden/Gast vorbeigeplant und spielt ein Glücksspiel.

        Marktanalyse. Marketing. Erste Lektion.

        Oder anders: Den wenigsten Verkäufern gelingt es, einem Inuit eine Eiswürfelmaschine anzudrehen. Eine Igluheizung schon eher.

        Was ist eigentlich genau so falsch an Pommes? Ich ess die gern 😉

      • Ich selbst liebe Pommes. Und esse gerne gutes Schnitzel. Alles zu seiner Zeit und am richtigen Ort.

  4. So isses, aber man musses nicht gut finden. Die dinger hier an der Mosel sind in der Saison brechend voll. Schn-Po-Sa für 5,- €!

  5. Wenn man dem hier lange folgt, wundert man sich, dass es nicht nur Restaurants mit Schnitzel, Pommes Mayo gibt…

    Wie machen eigentlich die anderen Restaurants das, die nicht nach einem Jahr Bankrott gehen und trotzdem gutes Essen auf der Karte haben zu normalen Preisen? Züchten die sich Gäste im Keller?

  6. 13 The Everlasting Club

    Frau Wortteufel spricht mir da mal aus der Seele. Die genannten Marketing-Gesetzmäßigkeiten verliert man leider rasch aus den Augen, wenn man Betriebsblind und voller Anfangseuphorie nur das eigene Produkt im Blickfeld hat. Die Erfahrung musste ich auch mal machen…

    Zum Thema „Kühlschränke an Eskimos verkaufen“ gab es da mal einen sehr lustigen Cartoon von Joscha auf „Nichtlustig“. Da schauen sich zwei Yetis im ewigen Eis einen KÜHLSCHRANK an und der eine meint : „Ich weiss auch nicht, aber wenn man die Tür aufmacht KOMMT LICHT RAUS!“. Der andere „Cool!.“. Vertriebserfolge hängen MANCHMAL auch vom Geschick des Verkäufers ab… ;o)

    Alex

  7. 14 The Everlasting Club

    Dann sag mir mal einer wo es noch gutes Schnitzel mit guten Pommes in Deutschland gibt ? Habe seit Jahrzehnten nämlich weder das eine noch das andere bekommen. Von Bratkartoffeln fang ich erst garnicht an, ist grundsätzlich ne Katastrophe.
    Alfons Schuhbeck hat es letzte woche im TV vorgemacht wie es geht und das sah NICHT sehr schwierig, teuer oder aufwendig aus. Meiner Meinung nach sind 90% der Gastronomen Trottel die nicht mit dem Herz bei der Sache sind und meinen, wenn sie ne jugoslawische Aushilfskraft hinter eine Biertheke stellen und sich mal so zwischen 14 und 19 Uhr kurz im Laden blicken lassen, reicht das. Ich war berufsbedingt letztes Jahr in etwa 200 Restaurants (und ich DANKE GOTT SEHR das ich diesen Scheissjob nicht mehr machen muss) und was ich da gesehen habe hat mir die Augen weiter geöffnet als jedes frittierte Schnitzel es schon vorher tat.

    Alex


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