Ich gehe essen, 2. – Mehr Spass mit Oma.

26Dez07

Das Weihnachtsfest gehört mit der Osterveranstaltung zu den traditionell grössten Festen in unserem Lande. Da leisten wir uns etwas, da lassen wir uns nicht lumpen. Die Familie versammelt sich, Geschenke werden ausgetauscht, eine frohe, ausgelassene Stimmung herrscht. Und weil es so Brauch ist und Mutti drei Tage im Jahr frei hat – Muttertag, Ostern, Weihnachten – geht man essen. Und nimmt Oma mit. Gern mal aus dem Altenheim abgeholt und in den trauten Kreis der Familie verbracht, geht man gemeinsam essen.

Ältere Damen neigen im Lokal zum eher restriktiven Konsum von Getränken, das ist bekannt und ich akzeptiere das. Meine Mama ist auch eher der Typ Trockenpflaume.

Also rechnet der Gastwirt nicht mit hohem Getränkeumsatz bei dieser Kundengruppe.

Aber was ist mit dem Rest der Familie?

Im Vorfeld werden bei der Reservierung alle Faktoren bedacht: Sitze ich hell, zugfrei, nicht zu nahe am Kamin/der Toilettentür/der Theke? Ist es warm/zu warm/zu kalt? Kann ich da hinten/vorne sitzen ? Gibt es Schnitzel/Pommes für die Kinder? (NEIN!) Gibt es Mineralwasser auch nicht aus dem Kühlschrank?

Da bemüht man sich. Schreibt eine Weihnachtskarte mit einer schönen Auswahl für die Familie. Macht den Fehler, auf die Weihnachtskarte noch die Weinkarte zu drucken mit speziellen Empfehlungen für das Weihnachtsessen.

Fehler? Irgendwie schon. Nach den ersten 4 Tischen bin ich nach draussen gegangen und habe nachgesehen, ob mir jemand heimlich das Blaukreuzlersymbol an die Tür gepappt hat.

Zwei Beispieltische:  4 Erwachsene, 1 Kind. Bestellung: 1 Flasche Wasser, 5 Gläser. Nachbestellung: 1 Spezi, 1 Flasche Wasser.

Klar habe ich an zwei Flaschen Wasser soviel verdient wie an 6 – 7 Schoppen, aber mir geht es in erster Linie nicht um Verdienst, sondern auch um Ess- und Trinkkultur.

Da ist mir Oma lieber, die wenigstens einen Gespritzten trinkt.

Anderer Tisch: Ehepaar, Bestellung: Sie 1 Glas Wasser, er 1 kleines Pils. Nachbestellung: er 1 kleines Pils, Sie 1 Knödel, Rotkohl. Das hat wohl geschmeckt. Rechnung 36.10 € „Machen Sie 36.50.“ Danke sehr.

Bilanz nach dem ersten Feiertag: 84.6% Essen, 15.4% Getränke.

Nächstes Jahr lasse ich zu. Wenn es morgen nicht besser wird.



5 Responses to “Ich gehe essen, 2. – Mehr Spass mit Oma.”

  1. 1 B

    Hatten in der Bar in der ich zu arbeiten pflegte, einen Trupp mittelalter, gefrusteter Hausfrauen als regelmässige Gäste. Diese hatten irgendwie spitz bekommen, dass wir unseren guten Gästen auf Nachfrage gern ein Glas Evian anstatt des recht kalkhaltigen Leitungswassers kredenzen. Irgendwann begannen die doch tatsächlich, die 3 Stunden zwischen zweier, von mir höchst verachteter, Happy Hours nur noch Evian trinkender Weise zu verbringen.
    Bezahlt wurde dieses ebensowenig (war ja Ersatz des Leitungswassers), wie es durch Trinkgeld honoriert wurde. ‚Macht 13,50, bitte.‘ ‚Ach klasse, hab ich passend!‘
    Gott, wie ich manche Patienten (Gäste kann man sowas ja nicht nennen) hasse.

  2. evian schmeckt doch baehbaeh, fast so schlimm wie bonaqua.
    mein problem ist ja eher, wenn man mal keinen alkohol trinken will im resto (kommt selten vor, aber doch schon mal), das es selten gute alternativen gibt.
    abgestandene billigapfelschorle zb geht garnicht.
    wenn ich ne kneipe haette, gaeb es da cola auch nur in 0,2 buddeln, eiskalt.

  3. Salz!

    Nimm Salz – viel Salz, Blätterteigstangen mit Salz, Salznüsse, riesige Salzstreuer auf den Tisch, Salz ans Essen – die merken sowieso nix mehr, aber Durst werden sie trotzdem kriegen – dat gibbet doch nich, oder?

    Sollte ein Gast, was anscheinend sehr unwahrscheinlich ist, korrespondierende Weine zum Menü bestellen, nimm den kleinen Topf, den von ganz hinten auf dem Herd, den mit dem richtigen Essen – das Ringeltäubchen soll ja schließlich wiederkommen.

    Ich beneide Dich nicht. Hoffentlich musst Du Dich heute nicht wieder ärgern.

  4. Schade, dass Hessen nicht grade um die Ecke meiner Familien-Weihnachtsdestination liegt (ja, der Mittagesser schwärmte), sonst würde ich meine Sitte packen (heuer war’n wir eine 20-köpfige Meute) und dem alten Landgasthof aus meiner Kindheit gerne mal den Rücken kehren. Allerdings ist deren Gans auch immer einen Tick zu salzig, vielleicht hatte mein Großvater deshalb drei dunkle Weizen?


  1. 1 Chris Kurbjuhns Netzecke

Hinterlasse einen Kommentar